Wow, das sind jetzt richtig viele Fragen und Themen auf einmal.
ich versuche das mal Punkt für Punkt abzuarbeiten:
1) Ja, wir haben immer von einer insudtriellen "kleinsteuerung" gepsrochen, weil die Rechenleistung und die Einschränkungen, die durch das CM gegeben sind, kein Motion controlling zulassen und die Ausbaufähigkeiten zumindest aktuell nicht das Maß einer ausgewachsenen PLC erreichen.
2)
Zur Not könnte man doch einen RevPi-Verbund über Ethernet realisieren - gibt es hierzu Messungen der Laufzeit bzw. Echtzeitfähigkeit?
Ja man kann natürlich Systeme koppeln. Technisch ist das alles machbar. Aber hier ist dann die EN61131-3 nicht mehr hilfreich, weil dort verteile Systeme nicht berücksichtigt sind und eine zyklische Abarbeitung mit Pollen bei verteilen Systemen ja noch viel größere Probleme mit sich bringen würde. Das macht erst richtig Sinn, wenn man Event basiert verarbeitet. Aber das kommt schon noch alles
3)
Heißt das, Modbus und ProfiNet werden die ersten Master-Module werden? Oder steht "sw" hier für Software, und als Hardware werden dann welche Ports verwendet? RS485 über USB und ProfiNet über den Ethernet-Port?
"sw" und "stack" stehen hier in der Tat für reine Software Lösungen. Wenn wir von "Modul" sprechen, meinen wir in der Regel Hardware: Hutschienengehäuse zum Anreihen an den Core. Softwarestacks hingegen laufen auf dem Core als Treiber bzw "Softwaremodule". Beim PiCtory sprechen wir daher neutral von "Adaptern", wenn es Soft- oder Hardware Module sein können. ProfiNet wird die RJ45 vom Core nutzen, Modbus TCP ebenso. Modbus RTU dann einen USB auf RJ485 Umsetzer.
4)
Gibt es hierfür Abschätzungsmöglichkeiten?
Das ist hoch komplex. Letztlich tauschen die DIO, Di und DO Ihre Daten zyklisch über RS485 aus, wobei die Raspi UART leider nur 115kbit erlaubt. Wir fahren ein extrem schlankes Protokoll mit fast nur Payload. Trotzdem ist hier der Bottelneck: Wenn man zu viele Zähler oder PWM konfiguriert, werden extrem viele zyklische Daten übertragen und dann wächst dadurch die Zykluszeit auf der Backplane.Bei den Gateways dürfte das kein Problem sein, denn die nutzen die Ethernetkanäle. Diese sind aber bei einem Raspi auch nur über SPI in die CPU zu transportieren, deren Takt leider auch begrenzt ist (daher die 5 ms Angabe).
Die Übertrgaungszeitne sind extrem von der Konfiguration abhängig und daher kaum exakt zu bechreiben. Am leichtesten ist hier wirklich der Versuch.
5) ST / freie Systeme
ich kann Deine Sicht und Deine Visionen sehr gut nachvollziehen. Wir beobachten aktuell einen trend der jungen Ingenuere weg von den EN61131 Spachen und hin zur nativen Programmierung in den modernen Hochsprachen. Und JA, WENN man sauber programmiert, dann läuft einen Anlage genauso sicher, wie unter ST, FUB oder Ladder. Aber die EN61131-3 ist so ausgelegt worden, dass der Determinismus in einem Programm relativ einfach nachgewiesen werden kann. Bei C und auch den objektorientierten Sprachen ist dies nur dann der Fall, wenn man sich bestimmten Einschränkungen unterwirft (z.B. MISRA) und selbst dann sind nicht unter allen Bedingungen initialisierte Objekte zum Beispiel eine sehr schwer zu erkennende Fehlerursache. IM Anlagenbau haben sich daher die EN61131-3 Sprachen durchgesetzt, vor allem weil ein suaberer zyklischer Ablauf immer erzwungen wird (und von PLCs auch überwacht wird).
6) Ich freue mich, mit Dir einen Freund freier Systeme hier im Forum zu haben. Das ist letztlich eine wesentliche Säule unserer "Revolution" und grade auf der embedded world in Nürnberg hatte ich am Conrad-Stand zwei Vorträge gehalten, bei denen es im keern um genau diese Freiheit geht, die uns aus den Fesseln der prorietären Systeme herauslösen soll.
7) Timo:
Das Einzige was ich bislang richtig vermisse (oder nur noch nicht gefunden habe), ist die Möglichkeit von automatisierten Programmtests, um die Zustände der Ein- und Ausgänge in Abhängigkeit voneinander gegen eine Vorlage/Vorgabe prüfen lassen zu können.
Hab noch ein klein wenig Geduld: Zur HMI iM April werden wir den PiCtory mit dem neuen PiControl vorstellen, der einen integrierten Databroker besitzt, mit dem so was dann sehr einfach zu realisieren sein wird! Dein Wunsch nach einer solchen Prüfbarkeit war einer der Anlässe für uns, dieses Thema zügig zu realisieren.